Dorflehrer Altorfer legte in den 1970ern den Grundstein

Die Wetzipedia ist eines der wenigen von einer Kommune verantworteten und hauptamtlich betreuten Stadtwikis

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Irene Tobler, Autorin dieses Beitrags, arbeitet hauptamtlich für die Wetzipedia.

Dass die 24.000 Einwohner zählende Gemeinde Wetzikon ein eigenes Wiki aufbaut, hat mit Werner Altorfer zu tun, einem ehemaligen Dorflehrer. Der sammelte in den 1970er Jahren im Auftrag der Gemeinde Informationen und Dokumente, mit denen er eine ortsgeschichtliches Archiv aufbaute. Nach einem System, das er selbst entwickelt hatte, archivierte Altorfer Ansichtskarten, Bücher, Tonbandaufnahmen, Filme und Fotos. Zeitungsartikel schnitt er aus und klebte sie in Themenhefte. Daneben pflegte er ein Häuser- und Straßenarchiv mit mehr als 15.000 Bildern von Gebäuden, Gewässern und Stadtansichten. So entwickelte sich Altorfer, der auch Führungen durch das Dorf leitete, zu einem weithin anerkannten Fachmann für die Geschichte der Region.
Die Stadtverwaltung von Wetzikon entschied sich vor Jahren dafür, das Kulturerbe, das Lehrer Altorfer vor vier Jahrzehnten schuf, nicht länger ungenutzt im Archiv schlummern zu lassen, sondern in zeitgemäßer Art und Weise für ein möglichst breites Publikum sicht- und nutzbar machen und zugleich die Möglichkeit zu schaffen, Altorfers Archiv fortzuschreiben. Deshalb startete die Stadtverwaltung im Jahr 2010 die Wetzipedia als digitales heimatkundliches Gemeinschaftsprojekt. Irene Tobler, Fachfrau Archiv die Ortsgeschichte von Wetzikon, betreut das Projekt hauptamtlich. Inzwischen umfasst dieses Geschichtswiki mehr als 1300 Artikel und mehr als 9000 Bilder, die zu einem großen Teil aus der städtischen Dokumentationsstelle stammen, dem Archiv Ortsgeschichte.

Jakob Messikommer Pfahlbaute Robenhausen 1880
Berühmt wurde Wetzikon im Jahr 1858, als Dr. Jakob Messikommer die Pfahlbauten zu Robenhausen entdeckte.

Die politische Gemeinde Wetzikon selbst entstand im Jahr 1928, vor 90 Jahren also, durch die Fusion von sechs bis dahin eigenständigen Zivilgemeinden mit schön klingenden Namen wie Kempten, Robenhausen, Robank, Ettenhausen, Unter- und Oberwetzikon. Das hübsche industriereiche Städtchen in herrlicher Lage unweit des Pfäffikersees bildet heute die größte politische Gemeinde im Bezirk Hinwil des Kantons Zürich. Wo Freiherren im Mittelalter ein Schloss bewohnten, lebt es sich heute ländlich-modern mit urbanem Touch.

Chronikstube 1980er Jahre
In diesem Archiv sammelte Werner Altorfer, ein ehemaligen Dorflehrer, in den 1970er Jahren Ansichtskarten, Bücher, Tonbandaufnahmen, Filme und Fotos. Das Foto stammt aus den 1980er Jahren.

Mit kaufmännischen und gewerblichen Berufsschulen, einem Gymnasium, einem überregionalen Krankenhaus sowie Bus- und Bahnhofsplatz als Verkehrsknotenpunkt übernimmt Wetzikon in der Region Zürcher Oberland die Zentrumsfunktion. Zwischen 1903 und 1939 verkehrte eine Tram der Wetzikon-Meilen-Bahn auf der angeblich längsten Bahnhofstraße Europas. Vor 100 Jahren produzierte die Firma Franz Brozincevic & Co. Nutzfahrzeuge für die ganze Welt. Ein historisches Ereignis ist der 2014 eingeführte Parlamentsbetrieb, der nun für lokalpolitische Angelegenheiten zuständig ist.
Berühmt wurde der Ort, als Dr. Jakob Messikommer 1858 die Pfahlbauten zu Robenhausen entdeckte. Der Gründer der Antiquarischen Gesellschaft Wetzikon legte mit seiner umtriebigen Sammelleidenschaft den Grundstein für den Betrieb des heutigen Ortsmuseums. Seine Fundstelle wurde vor ein paar Jahren von der UNESCO zur Weltkulturstätte erklärt. Irene Tobler

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Aussicht vom Rigiblick auf Wetzikon

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